DIGAREC LECTURE am 15.1.2009
[lang_en]„Von der schrecklichen Schönheit der Computerspiele“ (Gastvortrag)
[ This text is only available in German. ]
Andreas Rosenfelder (Vanity Fair)
15.1.2009 – 18Uhr (c.t.) – 20Uhr
Haus 8, Raum 60/61
Campus Neues Palais Universität Potsdam
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
Wer sich in Computerspielen bewegt, stößt an allen Ecken und Enden auf abendländische Kulturgeschichte. Trotzdem waren die elektronischen Spiele ein halbes Jahrhundert lang Fremdkörper in unserer Kultur. Ihr Milieu war das soziokulturelle Zwielicht der Spielhöllen, Pausenhöfe und abgedunkelten Jugendzimmer – und als Instrumente jugendlicher Zeitverschwendung lenkten sie allenfalls die Aufmerksamkeit von Pädagogen und Kriminologen auf sich.
In den letzten Jahren sind die elektronischen Spiele von den Rändern der Gesellschaft weit ins Zentrum gerückt – einerseits über die Karrieren einstiger C64-Gamer, die heute an Hochschulen forschen oder in Redaktionen arbeiten, andererseits über den ökonomischen Aufstieg der Spielebranche, die längst den Rang einer führenden Kulturindustrie beansprucht. Als aufgeklärter Kulturbeobachter kann man die Tatsache nur begrüßen, dass auch Computerspiele allmählich ihren Platz im Bildungskanon finden, irgendwo zwischen Zwölftonmusik und Splatterfilm, Oper und Vorabendprogramm.
Doch mit dem Moment, in welchem die Spiele offiziell auf die Liste anerkannter Kulturgüter gesetzt werden, endet womöglich ihre interessanteste Phase. Denn wie alle künstlichen Paradiese drohen auch die Computerspiele ihre schreckliche Schönheit zu verlieren, wenn die Pionierjahre vorüber sind und die Massen aus den Mediamärkten nachdrängen. Das ist allerdings kein Anlass für Kulturpessimismus, sondern lediglich der beste Zeitpunkt für eine Historisierung: Tatsächlich lässt sich aus der ziemlich jungen Geschichte dieser Gattung sehr viele über alte und älteste Medien lernen – und zwar gerade deshalb, weil die Computerspiele so lange als Medium ohne Geschichte verkannt wurden.[/lang_en]
[lang_de]„Von der schrecklichen Schönheit der Computerspiele“ (Gastvortrag)
Andreas Rosenfelder (Vanity Fair)
15.1.2009 – 18Uhr (c.t.) – 20Uhr
Haus 8, Raum 60/61
Campus Neues Palais Universität Potsdam
Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam
Wer sich in Computerspielen bewegt, stößt an allen Ecken und Enden auf abendländische Kulturgeschichte. Trotzdem waren die elektronischen Spiele ein halbes Jahrhundert lang Fremdkörper in unserer Kultur. Ihr Milieu war das soziokulturelle Zwielicht der Spielhöllen, Pausenhöfe und abgedunkelten Jugendzimmer – und als Instrumente jugendlicher Zeitverschwendung lenkten sie allenfalls die Aufmerksamkeit von Pädagogen und Kriminologen auf sich.
In den letzten Jahren sind die elektronischen Spiele von den Rändern der Gesellschaft weit ins Zentrum gerückt – einerseits über die Karrieren einstiger C64-Gamer, die heute an Hochschulen forschen oder in Redaktionen arbeiten, andererseits über den ökonomischen Aufstieg der Spielebranche, die längst den Rang einer führenden Kulturindustrie beansprucht. Als aufgeklärter Kulturbeobachter kann man die Tatsache nur begrüßen, dass auch Computerspiele allmählich ihren Platz im Bildungskanon finden, irgendwo zwischen Zwölftonmusik und Splatterfilm, Oper und Vorabendprogramm.
Doch mit dem Moment, in welchem die Spiele offiziell auf die Liste anerkannter Kulturgüter gesetzt werden, endet womöglich ihre interessanteste Phase. Denn wie alle künstlichen Paradiese drohen auch die Computerspiele ihre schreckliche Schönheit zu verlieren, wenn die Pionierjahre vorüber sind und die Massen aus den Mediamärkten nachdrängen. Das ist allerdings kein Anlass für Kulturpessimismus, sondern lediglich der beste Zeitpunkt für eine Historisierung: Tatsächlich lässt sich aus der ziemlich jungen Geschichte dieser Gattung sehr viele über alte und älteste Medien lernen – und zwar gerade deshalb, weil die Computerspiele so lange als Medium ohne Geschichte verkannt wurden.[/lang_de]